Ötztaler Radmarathon – Sonntag, 28.08.2016

Mission Sölden – Wir kommen!

Ötztaler Radmarathon – Sonntag, 28.08.2016

Endlich war es soweit. Unser lang ersehnter Wunsch, am härtesten Jedermann-Radrennen der Welt teilzunehmen, sollte sich nunmehr erfüllen:

238 km – 5500 Höhenmeter – 4 Alpenpässe – 4.176 Teilnehmer aus aller Welt.

Bereits am Freitag, dem 26.08.2016 fuhren wir in den frühen Morgenstunden los. Wir, das sind Thomas (Spacky), Jöran und Lutz. Im Gepäck hatten wir unsere Rennräder und unsere Frauen.

Na ca. 10-stündiger Autofahrt kamen wir bei allerbestem Wetter in Österreich an. Begeistert von unserer super tollen Ferienwohnung (Empfehlung: Apartments Praxmarer in Zwieselstein) fühlten wir uns sofort pudelwohl. Jetzt hatten wir uns ein Käffchen und selbstgebackenen Kuchen verdient.

Nach dieser kleinen Stärkung machten wir uns auf den Weg in das ca. 3 km entfernte Sölden, wo Start und Ziel für die Teilnehmer des Ötztaler Radmarathons sein sollte.

Nachdem wir unsere Starterpakete geholt hatten, erkundeten wir das Gebiet rings um die Rennmeile, wo viele Messestände aus der Radsportszene vertreten waren. Hier kam bereits erstes Rennrad-Feeling auf. So langsam kamen dann neben der Vorfreude auch Anspannung und Respekt in uns auf.

Nach dem Abendessen gingen wir früh zu Bett, um am Samstagmorgen ausgeruht eine Trainingsrunde absolvieren zu können. Diese führte uns nach einem ausgedehnten Frühstück ……. Km nach ……

Während wir uns warm fuhren, ließen es sich unsere Frauen gut gehen. Sie wanderten nach Sölden, wo viele schöne Geschäfte darauf warteten, das wohlverdiente Geld dort zu lassen. Und so, wie sollte es anders sein, hatte jede Dame ein neues Klamöttchen in der Tasche. Aber auch an uns Männer wurde gedacht. Aber davon erfuhren wir erst später.

Nachdem wir unsere Trainingskilometer geschrubbt hatten und frisch geduscht waren, trafen wir uns mit den Ladies, um gemeinsam in der Söldener Tennishalle Pasta zu speisen und den Klängen der Blasmusikkapelle zu lauschen. Lange verweilten wir jedoch nicht, denn am nächsten Morgen mussten wir zeitig aufstehen, um pünktlich am Start des Ötzis zu sein.

Oh man, keiner von uns hatte wirklich gut geschlafen. Wir waren so aufgeregt, jeder auf seine Art und Weise.

Sonntag, 28.08.2016 – Das große Rennen

Angekommen am Start war alles hell erleuchtet. Heißluftballons waren unterwegs und auch Hubschrauber, die von oben das Rennen beobachten sollten. Vom Rennleiter erfuhren wir, dass es noch nie bei einem Ötztaler Radmarathon solch heißes Wetter gab wie heute.

Pünktlich um 06:45 Uhr ertönte ein Kanonenschlag, und die lange Schlange der Radfahrer setzte sich langsam in Bewegung. Da wir die Startplätze 3260, 3261 und 3262 hatten, standen wir auch ziemlich weit hinten. Tatsächlich los kamen wir um 06:51 Uhr.

Es ging durch Sölden, wo bereits um diese frühe Uhrzeit eine Menge Zuschauer am Straßenrand jubelten – welch ein Glücksgefühl.

Dann die 30km lange Abfahrt. Die Absicherung der Verkehrsinseln war beispielhaft. Überall standen Feuerwehrautos, um auf die Gefahren hinzuweisen.

Höhepunkt auf der Abfahrt war in Lengenfeld ein überdimensionales Ötztaler-Trikot aus allen Finisher-Shirts, das über der Straße hing.

In Ötz angekommen, ging es rechts weg ins Kühtai. Die ersten Kilometer dieses Passes sind recht steil, bevor es wieder flacher wird, gefolgt von einem noch steileren Stück. In Ochsengarten wurde es wieder flacher, um dann den 18,5 km langen Anstieg mit einem steileren Anstieg zu beenden.

Am Stausee jubelten Menschenmassen den Fahrern zu. Die erste Verpflegungsstation peilten wir an.

Aufgetankt ging es im Slalom durch diverse Kühe bergab. Danach kam die Achterbahnfahrt – aber nur geradeaus. Einfach nur Rollen lassen war die Devise. Spitzengeschwindigkeit bei mir (Spacky) 94 km/h. So kamen wir in Innsbruck an.

Ein Wort zum Service unterwegs: Mavic-Begleitfahrzeuge, die man von der Tour de France kennt, unterstützten die Fahrer mit Ersatzlaufrädern und Ersatzrädern. Toll. Und für einen Moment fühlten wir uns wie die Profis.

Es wurde immer wärmer, um nicht zu sagen, immer heißer.

Durch Innsbruck ging es rechts den Alpenhauptkamm entlang und links war die Berginsel mit der markanten Schanze im Augenwinkel zu sehen. Dann kam der Brenner. Auf den letzten beiden Kilometern kam hier die wirkliche Steigung zum Schluß. Auch hier wieder viele begeisterte Zuschauer und Betreuer. Auf einem Plakat stand: „Auf ins Land der Träume“.

Nach kurzer Pause am Brenner ging es nach Sterzing in Südtirol. Dann der Jaufenpass mit 16 km. Und auf einmal sah man vor lauter Bäumen nichts mehr. Der Tenor im Peleton war:

„Der Ötzi beginnt erst hier.“

So langsam kamen die Schmerzen, und die Hitze und Höhe machten kurzatmig. Ich dachte, ich falle vom Rad und komme nicht mehr lebend unten an. Ich musste mich ausruhen.

Bis dahin zu Dritt gefahren, bat ich Jöran und Lutz ohne mich weiter zu fahren.

Ich hatte mich halbwegs erholt und es ging weiter.

Nach dem Wald kam die nächste Passhöhe. Dann eine technisch schwierige Abfahrt nach St. Leonhard im Passeier. 20 km mit vielen Kurven und Kehren, mit Längsrillen und Licht-Schatten-Spielen, also nochmals höchste Konzentration.

Jetzt – das Monster Timmelsjoch. 29 km / 1700 Höhenmeter. Die Sonne knallt. Es sind weit über 30 Grad.

Die ersten Kilometer sind noch eher flach. Dann aber 26 km nur Anstieg. Mit 8-10 km/h auf dem Tacho trete ich auf der Stelle. Aber ich bin nicht allein. Aller Gesichter verraten das Gleiche, keiner spricht.

Endlich, da steht jemand mit einem Gartenschlauch. Die wohltuende Abkühlung lässt kaum ein Fahrer aus. Vorerst geschafft.

Nach dem Trinkflaschen-Auffüllen geht es weiter. Aufgeben – Niemals !

Auf den letzten 5 Kehren hängen Finisher-Trikots als nochmaliger Motivationsschub.

Nach endlosen Kilometern – der Tunnel, der fast eben zur Passhöhe führt. Hier ein letztes Banner:

„Hier hast du deinen Traum.“

Es geht bergab auf sehr guter Straße und endlich ins Ziel.

In Sölden scheint die Sonne. Man wird von einer riesigen Menschenmenge empfangen. Durch das Mikrofon ertönt jeder Name der ankommenden Fahrer. Auf einer Leinwand sehe ich mich. Es ist der Wahnsinn !!!

Zeit Jöran: 09:45:24 (Rang 209 seiner Altersklasse)

Zeit Lutz: 09:45:24 (Rang 690 seiner Altersklasse)

Zeit Thomas: 10:21:54 (Rang 990 seiner Altersklasse).

Aus der Menschenmenge heraus hören wir unsere Frauen rufen. Nein, sie rufen nicht. Sie brüllen wie ein Löwe alle Anspannung und Freude aus sich heraus. Sie sind genau wie wir froh und glücklich, dass wir es geschafft haben und ohne Stürze ins Ziel gekommen sind.

Stolz holen wir unsere Finisher-Trikots ab.

Völlig erschöpft, aber überglücklich lassen wir den Tag bei einem guten Essen im Restaurant ausklingen. Am Montag geht es wieder nach Hause.

Wir danken allen, die uns bei unserer „Misson Sölden“ seelisch und moralisch unterstützt haben und dieses Event zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.

Thomas R.